Hoffnungsschimmer für Büroimmobilien

Daumen hoch: Der deutsche Bürovermietungsmarkt hat im ersten Quartal dieses Jahres einen soliden Start hingelegt. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Bremen. Der Bürovermietungsmarkt in Deutschland hat das Jahr 2024 mit einem leichten Anstieg des Flächenumsatzes begonnen. Trotz eines Rückgangs von 25 Prozent im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt, konnten im ersten Quartal etwa 625.000 Quadratmeter Bürofläche neu vermietet werden – eine Steigerung um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Experten des Immobilienunternehmens JLL erwarten, dass sich der Vermietungsumsatz bis zum Ende des Jahres auf insgesamt etwa 2,7 Millionen Quadratmeter summieren wird, was einem Zuwachs von sieben Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht.

Diese Entwicklung vollzieht sich vor dem Hintergrund einer allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit, die durch geopolitische Spannungen verstärkt wird. Dennoch gibt der Ifo-Geschäftsklimaindex Anlass zur Hoffnung: Er erreichte im März mit 87,8 Punkten den höchsten Stand seit Juni des Vorjahres. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt der Index, dass insbesondere im Dienstleistungssektor die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen zugenommen hat. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch auf dem Bürovermietungsmarkt wider, da eine höhere Beschäftigungsquote typischerweise zu einer steigenden Nachfrage nach Büroflächen führt.

Stabilität ein wichtiges Fundament

„Im ersten Quartal zeichnete sich auf dem Bürovermietungsmarkt eine Wende zum Positiven ab, jedoch ist es viel zu früh, um bereits wieder Vergleiche zur Zeit vor der Pandemie und dem Kriegsbeginn in der Ukraine zu ziehen“, sagt JLL-Immobilienexperte Konstantin Kortmann. „Stabilität und Kontinuität ist das Fundament, um langfristig wieder einen Markt zu etablieren, der von vielen Kleinanmietungen, aber auch großen Abschlüssen gleichermaßen geprägt wird.“

Das jüngste Quartalsergebnis von insgesamt 625.000 Quadratmetern zeigt ein deutlich verändertes Bild der Hauptmärkte im Vergleich zum Jahresende 2023. Aktuell verzeichnen lediglich Köln und Hamburg mit einem Minus von 31 Prozent beziehungsweise 20 Prozent einen Rückgang im Jahresvergleich. Erhebliche Zuwächse verzeichnen hingegen Stuttgart und München mit einem Plus von 31 Prozent in Stuttgart und rund 18 Prozent in München.

Im Jahr 2023 kam Berlin auf einen Büroflächenumsatz von 528.000 Quadratmetern und war damit Spitzenreiter vor Hamburg (456.200 Quadratmeter). Zum Vergleich: Für Bremen prognostizierte das Bundesamt für Statistik für das 2023 bis zu 110.000 Quadratmeter. 2022 waren es in 95.000 Quadratmeter.

Verzögerungen und Insolvenzen

Die Nachfrage der Investoren konzentriert sich derweil zunehmend auf hochwertige und nachhaltige Büroflächen. Aufgrund der rückläufigen Neubautätigkeit wird es jedoch immer schwieriger, solche Flächen zu finden, sodass viele Unternehmen ihre Mietverträge verlängern oder auf Teilmärkte außerhalb der Innenstädte ausweichen.

Trotz allgemeiner Erholungstendenzen bleibt die Bauwirtschaft nach Einschätzung von Branchenkennern ein „Sorgenkind“ der deutschen Wirtschaft. Bauverzögerungen und Insolvenzen sind nach wie vor an der Tagesordnung, zudem befinden sich viele Firmen in finanziellen Schwierigkeiten. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Immobilienmarkt: Projekte werden verschoben oder gestoppt.

Dennoch kamen im ersten Quartal rund 409.000 Quadratmeter neue Büroflächen auf den Markt, 87 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon entfiel der Großteil von 85 Prozent auf Berlin und München. Die sogenannte Vorvermietungsquote war dabei überdurchschnittlich hoch, was zeigt, dass die Banken bei der Projektfinanzierung zunehmend auf solide Vorvermietungszahlen achten.

Die Leerstandsquote ist weiterhin moderat. In den sieben wichtigsten Büromärkten Deutschlands liegt sie derzeit zwischen 3,4 Prozent in Köln und 9,9 Prozent in Düsseldorf. Gründe hierfür sind unter anderem die konjunkturell bedingte Nachfrageschwäche sowie die zunehmende Nutzung von Telearbeitsplätzen, die zu einer Reduzierung des Flächenbedarfs in den Unternehmen führt.

Von Guido Finke