Nachhaltiges Bauen

Bewohnerinnen und Bewohner von sogenannten Tiny Houses leben auf besonders kleiner Fläche. Doch auch Eigenheime mit mehr Platz können mit einigen Tipps nachhaltig gebaut werden.

Bremen. Deutschland soll bis 2045 treibhausgasneutral sein. Das erfordert auch im Immobilienbereich mehr Umdenken. Laut Klimaschutzbericht 2021 hatte der Gebäudesektor 2020 einen Anteil von 16 Prozent an den direkten Gesamtemissionen in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr wurde eine Senkung um knapp drei Prozent auf 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente erreicht und das gesetzte Ziel damit knapp verfehlt.

Staatliche Förderungen

Doch nicht nur beim Betrieb von Immobilien müssen Potenziale besser genutzt werden, sondern auch bei der Erstellung. Der Aspekt der Nachhaltigkeit sollte bestenfalls schon von Beginn der Planung an bei allen Schritten des Bauvorhabens einbezogen werden. Dabei machen sich Investitionen in der Regel schnell bezahlt: Staatliche Förderungen können eine finanzielle Entlastung bringen und die Nebenkosten fallen geringer aus.

Die Bundesregierung sieht hohe Einsparpotenziale beim Schadstoffausstoß vor allem durch moderne Klima- und Lüftungsanlagen, nachhaltige Bau- und Dämmstoffe sowie eine optimierte Einbeziehung des gesamten Lebenszyklus von Baumaterialien in die Planung von Immobilien. Nachhaltige Gebäude sollen „klimagerecht, wirtschaftlich, von hoher Qualität und lange nutzbar“ sein, so das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Zudem sollen sie „ein gesundes und komfortables Umfeld“ bieten.

Folgende Faustregel gilt bei der „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Wohngebäude“ (BEG WG) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz: Je energieeffizienter das neue Zuhause ist und je mehr erneuerbare Energien genutzt werden, desto höher fällt der Zuschuss aus.

Anteil an Holzhäusern wächst

Die meisten Häuser in Deutschland bestehen aus Stein oder Beton. Doch auch Holzhäuser werden beliebter: Rund 20,4 Prozent aller Wohngebäude wurden 2020 in dieser Bauweise genehmigt. 2015 waren es 16 Prozent.

„Sowohl mit Holz als auch mit Stein lassen sich gute Häuser bauen, die den aktuellen Anforderungen an Wohnqualität und Energieeffizienz entsprechen“, merkt Gabriele Heinrich, Vorstand des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum, an.

Die Entscheidung für den Baustoff Holz fällen viele Bauherren aufgrund der Gemütlichkeit, doch auch die Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Faktor: Der Rohstoff wächst nach und speichert Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Dieses bleibt beim Bau dauerhaft gebunden. Auch bei der Energieeffizienz gibt es einige Vorteile: „Vollholz erreicht gute Dämmwerte allein durch den Wandaufbau. Teilweise kann auf zusätzliche Dämmung verzichtet werden“, erläutert Oliver Mertens vom Deutschen Massivholz- und Blockhausverband. „Und zweischalige Wände mit einer Kerndämmung schaffen sogar so hohe Dämmwerte, dass sie die gesetzlichen Anforderungen übertreffen.“ Ebenso vorteilhaft: „In Vollholzhäusern strahlt die Wand keine Kälte ab. Daher wird ein angenehmes Raumklima erzeugt.“

Zudem lassen sich Holzhäuser sehr gut in einer Fertigbauweise erstellen. Die ein- oder mehrschaligen Massivholzwände oder die Blockbohlen werden im Trockenen bearbeitet und auf der Baustelle zusammengefügt. Um das Material vor der Witterung zu schützen, wird statt chemischer Imprägnierungen besser der konstruktive Holzschutz eingesetzt: Das Haus wird so geplant, dass empfindliche Stellen durch die Konstruktion und Bauteilanordnung geschützt sind. Wasser kann direkt abfließen.

Modulare Bauweise im Trend

Die Modulbauweise kann ebenfalls nachhaltig sein und ist immer häufiger bei Wohngebäuden zu finden. Die Konstruktion basiert auf vorgefertigten Modulen, die erst auf der Baustelle nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt werden. Die ökologischen Anforderungen an ein Gebäude werden bei dem Verfahren schon bei der Planung für den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt.

Neben der verkürzten Bauzeit und einer möglichen Serienfertigung der Bestandteile können die Materialien am Ende der Nutzungszeit besser wiederverwertet werden. Der Materialeinsatz erfolgt ressourcenschonend und Verbundstoffe werden vermieden. Auch Umnutzungen und sogar Ortswechsel der Immobilie sind mit der Modulbauweise möglich. Ein hoher architektonischer Anspruch kann dennoch umgesetzt werden.

Bungalows und Minihäuser

Unter dem Motto: „Weniger ist mehr“ entscheiden sich auch immer mehr Menschen für Wohnformen mit sehr kleinen Flächen. Beispiele für solche Eigenheime, die ein besonders ressourcenschonendes Bauen und Wohnen ermöglichen, sind Bungalows, Minihäuser oder Tiny Houses („winzige Häuser“). Letztere verfügen häufig über Räder. Erste Siedlungen dieser Art gibt es bereits in der Region, in Bremen laufen noch Gespräche über passende Grundstücke.

Dabei müssen damit nicht einmal Abstriche bei der Wohnqualität hingenommen werden, denn insbesondere Alleinstehenden bieten die kleinen Häuser ausreichend Platz und Komfort – und sind zudem vergleichsweise günstig in Anschaffung und Unterhalt. Häufig werden bei der Entscheidung für diese Wohnform die Fokussierung auf das Wesentliche und mehr Freiheit als weitere positive Punkte genannt. Zu beachten sind dabei aber in jedem Fall die gesetzlichen Bestimmungen für den Bau und Betrieb.

Hilfe bei der Planung

Tipps und weitere Informationen stellen das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf ihren jeweiligen Webseiten bereit: www.nachhaltigesbauen.de und www.deutschland-machts-effizient.de.

(Autorin: Lisa Janzen / Foto: Jens Büttner/DPA)