Investoren setzen gezielt auf langfristige Sicherheit

Infrastrukturimmobilien wie Verwaltungsgebäude werden bei Investoren immer beliebter. (Foto: Jan Woitas)

Bremen. Der Markt für Gewerbeimmobilien hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken sind die Preise für Gewerbeimmobilien seit dem zweiten Quartal 2022 um 16,5 Prozent gesunken. Die Konsolidierung des Marktes auf hohem Niveau ist deutlich erkennbar. In dieser Phase wirtschaftlicher Unsicherheit haben sich Investoren vermehrt nach stabilen und zukunftssicheren Anlageoptionen umgesehen und dabei unter anderem das Potenzial von Infrastrukturinvestments entdeckt.

Angesichts des enormen Investitionsbedarfs in Deutschland – getrieben durch Projekte zur Energiewende, dem Ausbau des Schienennetzes und der fortschreitenden ­Digitalisierung – eröffnen sich für institutionelle sowie private Anlegerinnen und Anleger attraktive Investitionsmöglichkeiten.

Die wachsende Nachfrage nach Infrastruktur im Bereich erneuerbarer Energien wie Ladeinfrastruktur für Elektroautos, Photovoltaik und Onshore-Windkraft unterstreicht diese Entwicklung. Diese Sparten bieten nicht nur aufgrund ihrer zentralen Rolle in der Energiewende gute Perspektiven.

Wandel in der Branche führt zu einem Umdenken bei Anlegern

Infrastrukturimmobilien umfassen eine breite Palette an Objekten, die für das Funktionieren des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft unerlässlich sind. Dazu zählen nach der Definition des Analysehauses Scope Sozialimmobilien aus dem Gesundheitssegment wie Pflegeheime, Krankenhäuser und Rehakliniken, Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindertagesstätten sowie Immobilien, die von der öffentlichen Verwaltung genutzt werden. Auch spezialisierte Objekte wie Datacenter und Justizgebäude fallen darunter.

Diese Immobilientypen zeichnen sich durch einige positive Eigenschaften aus, die sie gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten für Investoren attraktiv machen. Ein wichtiger Vorteil sind die langfristigen Mietverträge, die häufig mit öffentlichen oder staatlichen Institutionen mit hoher Bonität abgeschlossen werden. Die Verträge bieten eine hohe Einnahmesicherheit und sind häufig durch staatliche Bürgschaften zusätzlich abgesichert, sodass das Risiko von Mietausfällen minimiert wird.

Darüber hinaus sind Infrastrukturimmobilien in der Regel weitgehend konjunkturunabhängig, was sie zu einem stabilen Investment macht, das wenig mit den Schwankungen anderer Märkte einhergeht. Die geringe Fluktuation der Mieter trägt ebenfalls zur Stabilität der Erträge bei. Diese Faktoren machen solche Immobilien zu einer attraktiven Option für sicherheitsbewusste Investoren, besonders in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten.

Technologischer Fortschritt und veränderte Arbeitswelten

Neben den ökonomischen Vorteilen spielen auch ökologische und soziale Überlegungen eine immer größere Rolle bei Investitionsentscheidungen. Viele Infrastrukturimmobilien werden zunehmend nachhaltig gestaltet, um zur Erreichung von Umweltzielen beitragen zu können. Dies umfasst den Bau, die Sanierung und die Modernisierung von Einrichtungen unter Verwendung umweltfreundlicher Technologien und Materialien sowie die ganzheitliche Einbettung von Energieeffizienzmaßnahmen.

Ein Beispiel für die Innovationskraft im Bereich der Infrastrukturimmobilien sind moderne Rechenzentren. Diese werden aufgrund ihres hohen Energiebedarfs zunehmend unter ökologischen Gesichtspunkten konzipiert und beziehen ihre Energie häufig aus erneuerbaren Quellen. Außerdem soll im Idealfall die Abwärme von Rechenzentren zur Beheizung benachbarter Wohngebiete genutzt werden können.

Der technologische Fortschritt spielt ebenfalls eine zentrale Rolle in der Zukunft von Infrastrukturimmobilien. Gebäude, die auf erneuerbare Energiequellen setzen und hohe Energieeffizienzstandards erfüllen, werden zunehmend attraktiv für öffentliche Einrichtungen.

Die Flexibilität, neue Technologien zu integrieren, ist besonders wichtig, da Themen wie Homeoffice den Bedarf an Büroflächen verändern und zu einer Umverteilung von Ressourcen führen können. Dies kann
Herausforderungen für bestehende Immobilieninvestitionen darstellen, bietet allerdings auch Chancen für Neuentwicklungen sowie Modernisierungen.

Von Guido Finke