Alarmierende Infrastrukturdefizite: Jede fünfte Kommune geht davon aus, dass der Bedarf an Büroflächen weiter zunehmen wird. (Foto: Franziska Kraufmann/dpa)
Bremen. Die finanzielle Belastung deutscher Kommunen durch einen erheblichen Investitionsrückstand ist alarmierend. Nach jüngsten Berechnungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beläuft sich der Invetitionsbedarf allein für Rathäuser und andere öffentliche Gebäude auf rund 18,8 Milliarden Euro. Diese Zahl verdeutlicht das Ausmaß der Defizite in der Infrastruktur der öffentlichen Verwaltung. Besonders im Zuge der Wärmwende, die weitere bauliche Anpassungen erfordert, stehen die Kommunen vor der Herausforderung, diesen Investitionsstau zu bewältigen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der steigende Bedarf an Büroflächen in den Kommunalverwaltungen. Jede fünfte Kommune geht davon aus, dass der Bedarf an Büroflächen weiter steigen wird. In der Hansestadt ist das allerdings kein Thema. „Grundsätzlich haben wir aktuell so gut wie keine Büroflächenmehrbedarfe für Bremer Behörden registriert beziehungsweise identifiziert“, sagt Fabio Cecere, Sprecher von Immobilien Bremen.
Kein klares Entscheidungsbild
Die Pandemie hat das Thema Homeoffice in Deutschland insgesamt beflügelt, auch im öffentlichen Dienst. Dennoch zeigen die Ergebnisse aktueller Befragungen keine klare Tendenz, ob der Zustand der kommunalen Gebäude die Beschäftigten eher dazu bewegt, von zuhause aus zu arbeiten oder ins Büro zu kommen. Es scheint, dass die Entscheidung für oder gegen das Homeoffice im öffentlichen Dienst vor allem durch technische und organisatorische Voraussetzungen bestimmt wird. Rund ein Viertel des Personals in der öffentlichen Verwaltung nutzt gelegentlich die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten.
Anders als die Privatwirtschaft, in der das vermehrte Arbeiten von zuhause aus in der Regel zu einem geringeren Bedarf an Büroflächen führt, zeichnet sich im öffentlichen Dienst ein anderes Bild ab. Die Mehrheit der befragten Kommunen hat in den vergangenen Jahren keinen nennenswerten Rückgang des Flächenbedarfs festgestellt. Nur acht Prozent der Kommunen berichten von einem kleinen Rückgang, während bei 23 Prozent der befragten Kommunen der Bedarf sogar gestiegen ist.
In den kommenden Jahren erwarten nur 14 Prozent der Kommunen einen Rückgang des Flächenbedarfs, während 21 Prozent weiterhin mit einem Anstieg rechnen. Die große Mehrheit geht davon aus, dass der Flächenbedarf unverändert bleiben wird.
Unterschiedliche Investitionspläne
Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Investitionsbedarf wider: Rund 45 Prozent der Kommunen sehen der KfW-Auswertung zufolge einen erheblichen oder sogar gravierenden Investitionsstau beim Ausbau von Büroflächen. Der Anteil der Gemeinden, die in die Reduzierung des Büroflächenbestandes investieren wollen, liegt bei etwa zehn Prozent.
Der steigende Büroflächenbedarf ist jedoch nicht der einzige Faktor, der zu Investitionen in den Gebäudebestand der öffentlichen Verwaltung zwingt. Der äußere Zustand der Gebäude spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Ein erheblicher Teil der befragten Kommunen – 75 Prozent – ist der Meinung, dass der Zustand der Gebäude einen direkten Einfluss auf die Produktivität und Arbeitsmotivation der Mitarbeiter hat. Außerdem beeinflusst der äußere Zustand, wie Bürger den Staat und die Kommunen wahrnehmen.
Auch die geplanten Investitionsausgaben variieren stark. Im Durchschnitt plant eine deutsche Kommune, in den kommenden drei Jahren etwa 7,7 Millionen Euro zu investieren. Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich allerdings erhebliche Unterschiede: Während Landkreise und Großstädte mit mehr als 50.000 Einwohnern Investitionssummen von über 20 Millionen Euro anstreben, belaufen sich die geplanten Ausgaben in kleinen Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern auf lediglich etwa eine halbe Million Euro. Die größten Investitionen fließen dabei vor allem in Baumaßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz sowie in den Bereich IT und die Digitalisierung.
Von Guido Finke