Renaissance der Einkaufszentren

Neue Akzente für das gesellschaftliche Zusammenleben setzen zunehmend auch Einkaufszentren in Deutschland. (Foto: Freepik)

Bremen. 

Die neueste Studie „Shopping-Center 2024: Bestandsaufnahme und Zukunftsfähigkeit einer Branche“ präsentiert aufschlussreiche Einblicke in die deutsche Einkaufszentren-Landschaft. Herausgegeben vom Zentralen Immobilien-Ausschuss (ZIA) und EY Real Estate, zeigt die Untersuchung eine Branche im Aufschwung, die sich nicht nur von den wirtschaftlichen Einschlägen der
Corona-Pandemie erholt, sondern auch bedeutende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit und soziales Engagement unternimmt.

Die Analyse von insgesamt 72 großen Shopping-Centern in Deutschland offenbart eine steigende Flächenproduktivität und ein zunehmendes Mietvolumen – Zeichen einer sich langsam stabilisierenden Wirtschaftslage. Trotz dieser positiven Trends haben die Besucherzahlen in einigen Zentren noch nicht wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht. Dies deutet darauf hin, dass sie das Verhalten und die Erwartungen der Verbraucher nachhaltig verändert hat.

An Grünstrom führt inzwischen kein Weg mehr vorbei

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Über drei Viertel (77 Prozent) der untersuchten Center sind bereits zertifiziert und 94 Prozent setzen auf Grünstrom, was ihr Engagement für Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung unterstreicht.

„Während der Corona-Krise wurden viele Shopping-Center unfreiwillig in die Passivität gedrängt und erlebten ein übles Tief“, bewertet Iris Schöberl, Vizepräsidentin des ZIA, die Umfrageresultate. „Die Daten der neuen Studie, die von der ZIA Task Force Handel
initiiert wurde, aber belegen: Die Trend-
umkehr ist geschafft, der Weg bergauf setzt sich beschleunigt fort. Mit einem professionellen Center-Management und einem individuellen Angebots-Mix setzen viele Center starke kreative Akzente.“

Die Zukunftsfähigkeit der Einkaufszentren wird auch durch ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unterstrichen. Ende 2023 waren 64 Prozent der Center voll vermietet oder hatten eine gesunde Leerstandsquote von unter 5 Prozent, was die Widerstandsfähigkeit des Sektors unterstreicht. Vor allem die großen Center mit mehr als 40.000 Quadratmetern Mietfläche erwiesen sich als robust, 75 Prozent hatten eine geringe Leerstandsquote.

Ein interessanter Zusammenhang zeigt sich zwischen der Gästefrequenz und der Leerstandsquote: Center, die seit 2019 eine positive Entwicklung der Besucherzahlen verzeichnen, berichten auch über eine stabile oder sinkende Leerstandsquote. Dies deutet auf die Bedeutung eines attraktiven Mietermixes und einer hohen Aufenthaltsqualität hin, die nicht nur die Verweildauer, sondern auch den Konsum ankurbeln.

Weitere positive Entwicklungen sind die umfassenden Bemühungen um eine höhere Energieeffizienz und die Erweiterung von
Familienangeboten, die in 94 Prozent der Center beobachtet wurden. Solche Maßnahmen erhöhen nicht nur die Attraktivität der Einkaufszentren, sondern tragen auch zu einer nachhaltigeren und familienfreundlicheren Umgebung bei.

Insgesamt spiegelt die Studie eine Branche wider, die sich bewusst ist, dass der Schlüssel zum langfristigen Erfolg nicht allein im kommerziellen Angebot liegt, sondern zunehmend in der Schaffung eines inklusiven, nachhal­tigen und sozial engagierten Umfelds.

Orte der Begegnung schaffen und
positive Trends setzen

Die Ergebnisse der Studie „Shopping-Center 2024“ zeigen, dass sich viele deutsche Einkaufszentren von traditionellen Konsumorten zu dynamischen sozialen Räumen entwickeln, die den Bedürfnissen und Werten der modernen Gesellschaft entsprechen. Die Branche steht in der nächsten Zeit vor der Herausforderung, diesen Weg konsequent fortzusetzen und die positiven Trends weiter zu verstärken, um nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich relevante Orte der Begegnung zu schaffen.

Ende des vergangenen Jahres gab es bundesweit mehr als 500 Einkaufszentren mit einer Mietfläche von mindestens 10.000 Quadratmetern. In Bremen liegt die Anzahl dieser Einkaufszentren seit einigen Jahren unverändert bei zehn.

„Eine lebendige Stadt ohne Handel ist wie ein Auto ohne Räder – da fehlt der Drive“, erklärt Iris Schöberl abschließend. „Wir brauchen aber verstärkt einen Mehrwert der Mar-
ke ,Einkaufen plus‘, der zusätzliche Besucherinnen und Besucher in die Center zieht und
sie zum Ort sozialer Begegnung macht“, sagt die ZIA-Vizeprädentin. „Am Ende macht es der Mix.“

Von Guido Finke