Die Monstera fühlt sich an einem hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung wohl. (Foto: Franziska Gabbert/dpa)
Bremen. Natürlich sind auch Zimmerpflanzen Social-Media-Stars. Sie werden von Influencern, Wohnberatern und Innenarchitekten, aber auch von Hobbygärtnern und Models in Szene gesetzt, unter medialer Beobachtung gepflegt, gegossen und geschnitten. Der grüne Star im ständigen Wechsel der sonst oft kurzlebigen Netz-Trends ist: die Monstera.
Diese auch als Fensterblatt bekannte Pflanze ist leicht zu erkennen: Sie hat bis zu 50 Zentimeter große Blätter in sattem Grün, die an den Seiten tiefe Kerben entwickeln. Die Pflanze kann sich in ihrer tropischen Heimat Mittel- und Südamerikas an Baumstämmen hochschlängeln, bei uns nutzt man meist braune Moosstäbe als meterhohe Rankhilfen.
Aber die Pflanze findet man auch als Motiv auf Tapeten, auf Wandbildern und Postern, auf Tassen, T-Shirts und vielem, vielem mehr. Kurzum: Wenn es eine geschafft hat, über eine lange Zeit als trendige Zimmerpflanze zu gelten, dann die Monstera. Dazu haben in den vergangenen Jahren mehrere Entwicklungen beigetragen:
Zimmerpflanzen sind im Trend
Die Monstera als vergleichsweise einfach zu pflegendes Gewächs ist eine gute Wahl für den nun schon seit Jahren anhaltenden Trend zur Zimmerpflanze. Richtig gelesen, die Zimmerpflanze ist im Trend. Denn lange war das Grün eher schönes Beiwerk als hippes Must-have in unserem Zuhause.
Aber seit einigen Jahren wächst das Interesse der Menschen am Hobbygärtnern auf Balkon, Terrasse, im Garten und im Haus. Ein Fokus auf gesunde Ernährung und nachhaltiges Leben geht damit einher.
Dazu kamen die Pandemie, Kriege in unserer unmittelbaren Wahrnehmung, steigende finanzielle Lasten und die Verlagerung von viel Alltäglichem ins Digitale. „Wenn man eine Unsicherheit oder Überlastung verspürt, wird das Zuhause mehr als Rückzugsort gestaltet. Man holt sich Dinge ins Haus, die Frieden, Ruhe und Geborgenheit versprechen“, erläutert die Einrichtungsexpertin Ursula Geismann.
Ob viele gemütliche Kissen, flauschige Teppiche, Massivholzmöbel oder eben opulent wachsendes Grün: Diese gemütlichen Höhlen und Idyllen bieten „was Analoges, was Echtes, etwas zum Anfassen – übrigens auch ein Kontrastprogramm zur starken Digitalisierung unseres Alltags“, so Geismann.
Dschungelpflanzen begrünen ein Zimmer opulenter
Ein paar kleine Blumentöpfe auf dem Fensterbrett – das reicht nun vielen Menschen nicht mehr. Die Zimmerpflanzen sollen die Räume satt begrünen. Sie sollen ranken, wuchern, große Blätter haben. Auch das ist übrigens ein aktueller, wenn auch kleiner Einrichtungstrend: der Dschungel im Zimmer (oder auf dem Balkon).
Die Monstera lässt sich so schön inszenieren
Die Monstera ist fotogen – und das half ihr, sagt Jürgen Herrmannsdörfer, Mitglied im Vorstand des Fachverbands für Raumbegrünung und Hydrokultur. Bilder der eigenen durchgestylten Wohnung werden gerne auf sozialen Netzwerken geteilt, und natürlich gehören die schicken Pflanzen auch vor die Linse.
Gleichermaßen nutzen die Möbelfirmen die Monstera zur Dekoration ihrer Beispielzimmer und Einrichtungswelten und teilen auch das online. „Und dann kommen alle zu uns und wollen auch die schönen Pflanzen von den Bildern“, so Herrmannsdörfer. Er verrät: Die Online-Beliebtheit der Monstera hat die Gärtner anfangs ein wenig überrascht.
Aber jetzt ist Herrmannsdörfer sich sicher: Auch nach fünf, sechs Jahren sei der Trend noch nicht am Ende. „Das hält erst mal an“, so der Experte aus der Gartenbranche. „Die Absatzzahlen sprechen dafür.“
Man kann sie einfach vermehren und verschenken
Das könnte auch daran liegen, dass die Monstera laut Herrmansdörfer eine der Vorzeigebeispiele eines weiteren grünen Trends ist: der Stecklingsvermehrung.
Man schneidet einen Trieb der Pflanze ab und steckt ihn entweder in eine mit Wasser gefüllte Vase oder direkt in die Erde – daher der Name Steckling. Dort bildet er Wurzeln und aus dem Trieb wird eine eigenständige Pflanze. Es ist so denkbar einfach, für einen selbst neue Pflanzen auch ohne großes Gärtnerwissen zu bekommen.
Die Stecklingsvermehrung ist eine uralte, traditionelle und nachhaltige Gärtnermethode. Sie ist derzeit sehr beliebt, insbesondere auch bei Jüngeren, sagt Gärtnermeister Herrmannsdörfer. „Vor allem zieht man die Stecklinge nicht nur für sich selbst, sondern etwa als Geschenk. Wenn ich heute irgendwo eingeladen bin, bringe ich eine selbst gezogene Pflanze mit – das ist etwas Besonderes.“
Die langlebige Alternative zur Schnittblume
Noch ein Tipp zum Schluss: Bei vielen Einrichtungsmessen, wo längst nicht nur neue Möbel beworben werden, sondern Wohnideen präsentiert werden, sind die riesigen Monsterablätter häufig als Deko zu sehen.
Sie stehen in großen Vasen auf Ess- oder Beistelltischen – und verweisen darin viele Schnittblumen auf die Plätze. Denn ein Monsteratrieb kann wochenlang sattgrün im Wasser stehen, bis er Wurzeln bildet und zum nachhaltigen Geschenk wird.
Diese Pflege braucht die Monstera
Groß soll die Monstera werden und opulente Blätter mit Einkerbungen bilden. Und wenn nicht? Dann liegt es vor allem an ihrem Standort, sagt Jürgen Herrmannsdörfer.
„Die jungen Blätter sind nicht eingekerbt, erst die älteren bilden die Furchen – und auch nur, wenn die Pflanze genügend Licht bekommt“, erklärt der Gärtnermeister. Die Monstera fühlt sich deshalb an einem hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung wohl – passend zu ihrem zweiten Namen: Fensterblatt.
Zu viel Gießwasser ist schädlich
Ansonsten gilt die Monstera als robust und anpassungsfähig. Sie mag laut Herrmannsdörfer zwar Luftfeuchtigkeit, toleriert aber auch Trockenheit.
Was ihr aber nicht guttut, ist zu intensives Gießen. Stehen die Wurzeln dann länger im Stauwasser des Topfes, faulen sie. Herrmannsdörfer rät daher, Gießwasser, das innerhalb einer Stunde aus der Blumenerde raus in den Übertopf läuft, wegzuschütten.
Außerdem wird empfohlen, die Erde nur leicht zu befeuchten, sie sollte aber nicht nass werden. Zudem sollte zweimal monatlich Dünger gegeben werden.
Blüten abschneiden
Die Monstera bildet im Haus nur selten Blüten. Sollte das einem Hobbygärtner aber dennoch mal gelingen, muss man sie allerdings opfern: Die Blüten rauben der Pflanze viel Kraft und sie entwickeln einen „etwas unangenehmen Geruch“. Der Tipp: Mit einem scharfen Messer entfernen.
Von Simone Andrea Mayer und Simon Nagel/dpa