Der Wunsch nach Wohneigentum

Ein eigenes Haus im Grünen ist für viele Menschen ein Lebenstraum. Doch auch neue Konzepte müssen her.

Bremen. Das Häuschen im Grünen ist nach Worten der Architekturprofessorin Alexandra Staub mehr als eine private Wunschvorstellung. "Dass das Eigenheim instrumentalisiert wird, hat Tradition", sagte sie. Bereits im 18. Jahrhundert, als die ersten Werkssiedlungen entstanden, sei deren Ziel nicht nur ein Dach über dem Kopf gewesen: "Gleichzeitig wollte man die Arbeiter abhängig halten und sie kontrollieren."

Die Vorstellung sei gewesen: "Wenn die Leute ein eigenes Häuschen haben, sind sie solider, sparen mehr", erklärte Staub. Diese Idee sei nach dem Zweiten Weltkrieg erneut aufgekommen, und zwar von politischer Seite. "In der Bundesrepublik herrschte Unsicherheit. Mit dem Bau von Einfamilienhäusern verband sich entsprechend auch der Wunsch nach politischer Stabilität.

Die Deutschen seien immer schon naturverbunden gewesen, erklärte die Expertin: "Das Haus im Grünen galt seit jeher als gesunde Lebensform." Auch werde das ländliche Leben hierzulande bisweilen verklärt. "Romantische Naturbezogenheit und bäuerliche Hausformen spielen dabei auch eine große Rolle."

Tatsächlich verspreche ein Haus mit Garten "Selbstbestimmung, die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, und Platz, drinnen wie draußen", sagte Staub. Mit Blick auf die Klimakrise plädiere sie jedoch dafür, möglichst wenig Fläche zuzubauen und leere Altbestände zu nutzen. Auch seien neue Konzepte gefragt, die berücksichtigen, was den Menschen wirklich wichtig sei: "Freiraum, Ruhe und ausreichend Platz“.​

(Autor: KNA; Foto: stock.adobe.com/js-photo)