Eine Thermografie-Aufnahme zeigt, wo ein Gebäude Energie verliert: Ein nützliches Tool, um vor dem Winter energetische Schwachstellen zu erkennen und zu beheben. (Foto: Tobias Hase/dpa)
Bremen. Hallo Herbst! Das heißt auch, das Haus fit zu machen für die kalten Tage und für die anstehende Heizsaison. Experten verraten, was jetzt draußen und drinnen zu tun ist und wie schon mit kleineren Maßnahmen Energie gespart werden kann.
Ob man bereits vor dem Beginn der Heizsaison etwas tun kann, um im Herbst und Winter Energie zu sparen, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten ab – und davon, wie gut die Heizung bislang eingestellt wurde. Wurde etwa noch kein hydraulischer Abgleich an der Heizungsanlage vorgenommen, dann ist es eine gute Idee, diesen noch vor dem Start der Heizperiode in Auftrag zu geben.
Vereinfacht gesagt sorgt ein hydraulischer Abgleich dafür, dass genau die Menge an Heizungswasser durch die Heizkörper fließt, die tatsächlich benötigt wird. Der Energieverbrauch lässt sich dadurch Experten zufolge um bis zu 15 Prozent senken.
Allerdings sind dafür Fachleute gefragt, und während der Arbeiten wird die Heizung nicht regulär heizen können. „Sie muss zum Beispiel entleert werden, es müssen unter Umständen neue Ventile eingebaut werden. Das ist durchaus mit Zeitaufwand verbunden“, erklärt Martin Brandis, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Entsprechend muss man auch mit Kosten rechnen. Brandis zufolge liegen die bei einem Einfamilienhaus meist im mittleren dreistelligen Bereich. Werde bei dieser Gelegenheit zusätzlich eine effizientere Umwälzpumpe eingebaut, was in vielen Anlagen erforderlich sei, könnte man auch bei einer Summe im vierstelligen Bereich landen. Allerdings können Betroffene unter Umständen für beide Maßnahmen Zuschüsse in Höhe von 15 Prozent der Kosten über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bekommen.
Es gibt aber durchaus Maßnahmen, die kurzfristig umzusetzen sind – auch wenn die Heizung schon läuft. „Die Wichtigste ist wahrscheinlich, die Regelung der Heizung richtig einzustellen“, sagt Martin Brandis. Darüber wird gesteuert, welche Temperatur das Wasser hat, das durch das Heizungssystem zirkuliert. „Und bei den meisten Anlagen ist das Wasser, das in den Heizkörpern zirkuliert, zu heiß“, so der Energieexperte. Das kostet unnötig Energie und Geld.
Welche Vorlauftemperatur bei der jeweiligen Heizung wirklich gebraucht wird, probieren Bewohnerinnen und Bewohner am besten selbst aus. Denn das hängt laut Brandis etwa von der Größe der Heizkörper, der Gebäudedämmung und dem eigenen Wärmebedürfnis ab. Dafür kann die Temperaturregelung einfach Stück für Stück ein wenig niedriger eingestellt werden und geprüft werden, ob es in den Räumen noch warm genug wird. „Irgendwann hat man den Punkt erreicht, der grenzwertig ist, und dann hat man im Grunde den Punkt erreicht, an dem die Regelung richtig eingestellt ist“, sagt Brandis.
Steht die jährliche Heizungswartung ohnehin noch aus, rät Brandis, darauf zu achten, dass dabei auch die Funktionsfähigkeit der Temperaturregelung kontrolliert wird, auch die des Temperaturfühlers, der die Außentemperatur misst. „Tatsächlich kommt es immer wieder vor, dass Fühler nicht funktionieren und in diesen Fällen die Regelungen nicht richtig arbeiten.“ Gut zu wissen: Gluckern die Heizkörper oder werden sie kaum warm, kann es sinnvoll sein, sie zu entlüften. Denn dann ist eventuell Luft im System – und das verbraucht mehr Energie.
Weiteres rund um die Heizung
Und auch über die Thermostatköpfe der Heizkörper selbst kann man natürlich am Energieverbrauch drehen. Mehr als 20 Grad Raumtemperatur müssen es meist nicht sein, das bedeutet in der Regel Stufe drei am Heizkörper. Und selbst die braucht es nicht immer durchgehend. „Eigentlich müssen Bewohner nur heizen, wenn sie wirklich da sind“, sagt Martin Brandis. „Das heißt, sie können die Raumtemperaturen temporär absenken, also bei Abwesenheit und nachts, wenn sie weniger Wärme brauchen als tagsüber.“
Wer am Abend gerne in ein warmes Zuhause zurückkommen möchte, kann aber auch mit programmierbaren Thermostaten arbeiten, die dafür sorgen, dass die Temperatur etwa ab 16 Uhr wieder erhöht wird. „Programmierbare Thermostate können ganz leicht montiert werden“, sagt Brandis. Smarte Thermostate lassen sich sogar per Handy steuern.
Gut zu wissen: Ältere Fußbodenheizungen haben Verbraucherschützer Brandis zufolge teils keine Raumthermostate. „Das heißt, man kann da keine Solltemperatur einstellen.“ Oft seien diese Räume dann wärmer als die mit Heizkörpern beheizten Räume und der Energieverbrauch höher. „Für solche Fußbodenheizungen wird die Nachrüstung mit Einzelraumregelungen empfohlen“, so Brandis. Die Kosten dafür lägen meist im vierstelligen Bereich. „Das ist aber trotzdem empfehlenswert, weil das Potenzial zur Einsparung enorm hoch ist.“
Aber nicht nur direkt an der Heizungsanlage lässt sich etwas am Energieverbrauch drehen. Brandis empfiehlt außerdem, einmal einen prüfenden Blick auf die Fenster zu werfen. „Da verziehen sich oft Beschläge und dann kann es sinnvoll sein, die mal von einem Fachbetrieb nachjustieren zu lassen“, sagt der Experte. „Gegebenenfalls sollten gleichzeitig auch Dichtprofile erneuert werden, falls die kaputt sind.“ Sonst geht wertvolle Heizungswärme direkt durch die Fenster verloren.
Arbeiten im Herbst rund ums Haus
Sobald die Blätter von den Bäumen gefallen sind, sollte man zudem kontrollieren, ob die Dachrinnen und Fallrohre des Hauses verstopft sind. Denn läuft das Regenwasser wegen des ganzen hineingefallenen Laubes nicht mehr ab, kann das zu Folgeschäden durch Feuchtigkeit führen, bei der die Bausubstanz des Hauses Schaden nimmt.
Flachdächer sind noch einmal besonders gefährdet, sagt Professor Norbert Gebbeken von der Ingenieurekammer-Bau. „Staut sich dort das Wasser, kommt es zu Zusatzbelastungen, die für das Dach gar nicht eingerechnet sind.“ Außerdem kann stehendes Wasser in verstopften Rohren bei Minusgraden gefrieren – und diese zum Platzen bringen.
Nicht vergessen sollte man im Herbst, die Wasserleitungen im Außenbereich abzustellen, damit diese nicht einfrieren. Der Zulauf muss abgesperrt sein, das Rohr oder die Leitung entleert und das Ventil geöffnet werden, so die Ingenieurekammer-Bau. Dadurch werden die Dichtungen weniger strapaziert.
Von Jessica Kliem/dpa