Auf einem stabilen, wenn auch niedrigen Niveau bewegen sich die Umsätze im Büroflächensegment. (Foto: Freepik)
Bremen. Das Frühjahrsgutachten des Rates der Immobilienweisen gibt jährlich wertvolle Hinweise zur Entwicklung des deutschen Immobilienmarktes. Jetzt hat der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) die diesjährige Ausgabe vorgelegt. Während sich in fast allen Segmenten der Gewerbeimmobilien ein Aufwärtstrend abzeichnet, bleibt die Lage auf dem Büromarkt angespannt. Dennoch ist auch hier ein Hauch von Optimismus zu spüren.
Wirtschaftliche Unsicherheit und Investitionszurückhaltung bremsen den Gesamtmarkt. „Deutschland braucht eine ökonomische Kehrtwende, und die Immobilienbranche hat die Kraft, hier eine Schlüsselrolle zu übernehmen“, erklärt die ZIA-Präsidentin Iris Schöberl.
Diese Unsicherheit spiegelt sich insbesondere in der Entwicklung des Büroimmobilienmarktes wider. Dieser befindet sich weiterhin im Umbruch. Der Büroflächenumsatz ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gesunken. Gleichzeitig steigt die Leerstandsquote auf 5,6 Prozent – das entspricht elf Millionen Quadratmetern ungenutzter Bürofläche. Doch es gibt auch Lichtblicke: Die Spitzenmieten für hochwertige Objekte in gefragten Lagen sind weiter gestiegen. Dies zeigt, dass moderne und nachhaltige Gebäude nach wie vor gefragt sind.
Ein anderes Bild zeichnet sich im Bereich der Logistikimmobilien ab. Hier ist die Flächennachfrage nach wie vor verhalten, der Auslastungsgrad in den Metropolregionen aber weiterhin hoch. Die Renditen verzeichnen nicht mehr den starken Anstieg des Vorjahres und die Mieten steigen kontinuierlich. Damit bleibt die Branche stabil, auch wenn das Investitionsklima weiterhin verhalten ist.
Ein Segment, das sich langsam erholt, ist der Markt für Hotelimmobilien. Großveranstaltungen wie die Fußball-Europameisterschaft 2024 haben die Branche angekurbelt, doch hohe Betriebskosten, steigende Energiepreise und höhere Lohnstrukturen setzen die Betreiber unter Druck. Das Transaktionsvolumen steigt auf 1,5 Milliarden Euro, ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Jahr 2023. Dies deutet auf eine wachsende Zuversicht in der Branche hin.
Im Bereich der betrieblichen Immobilien (Corporate Real Estate) hat sich der negative Trend am Investmentmarkt im ersten Halbjahr 2024 leicht abgeschwächt. Die Renditen steigen nicht mehr so stark wie im Vorjahr, sondern flachen ab. Bei den Mieten zeigt sich eine Stagnation auf dem Niveau von 2023. Ein vielversprechender Ansatz für Unternehmen könnten Mitarbeiterwohnungen sein, die angesichts des angespannten Wohnungsmarktes eine attraktive Alternative darstellen.
„Das Investoreninteresse hat sich zunehmend auf Logistikimmobilien verlagert, die als krisenfestere und ertragsstabilere Anlageklassen wahrgenommen werden“, sagt der Immobilienweise Sven Carstensen. Diese Verschiebung unterstreiche das nachlassende Vertrauen in die Büros und reflektiere den strategischen Fokus auf Nutzungsklassen, die auch in wirtschaftlich volatilen Zeiten als widerstandsfähiger gelten. „Die Umsätze im Bürosegment verblieben auf einem stabilen, jedoch niedrigen Niveau“, so der Experte. „Das Jahr 2024 hat gezeigt, dass sich wieder ein stabileres Preisgefüge auf dem Markt etabliert hat, was Investoren Vertrauen in langfristige Investitionen gibt.“
Von Guido Finke