Investmentmärkte erleben ein Jahr des Umbruchs

Logistikimmobilien erwiesen sich 2023 in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen als Fels in der Brandung. (Foto: Freepik)

Bremen. 2023 wird als ein Jahr der Herausforderungen in die Annalen der Investmentmärkte eingehen. Angesichts steigender Zinsen und einer schwächelnden Konjunktur verzeichnete der Markt für gewerbliche Immobilien einen signifikanten Umsatzrückgang von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was den Schwierigkeiten im Finanzierungsumfeld zuzuschreiben ist. Mit 23,3 Milliarden Euro lag das Transaktionsvolumen auf einem Niveau, das zuletzt in den Jahren nach der Finanzkrise beobachtet wurde, ergab eine Analyse von BNP Paribas Real Estate.

Die Investitionen in Wohnimmobilien mit mehr als 30 Einheiten waren demnach ebenfalls rückläufig, mit einem Gesamtumsatz von 5,2 Milliarden Euro. Der gesamte deutsche Markt erreichte somit ein Transaktionsvolumen von 28,5 Milliarden Euro.

„Die Anpassungsprozesse, insbesondere bezogen auf neue, dem veränderten Finanzierungsumfeld angepasste Preisniveaus, sind im Schlussquartal weiter vorangeschritten“, erklärt Marcus Zorn, CEO von BNP Paribas Real Estate Deutschland. „Sie spiegeln sich bislang aber noch nicht umfassend im Transaktionsvolumen wider, auch wenn sich der im dritten Quartal zu verzeichnende leichte Aufschwung fortgesetzt hat.“

Logistikbereich liegt vorn

Die schwache Konjunktur und das Fehlen von positiven Signalen aus den Nutzermärkten trugen zur allgemeinen Marktherausforderung bei, insbesondere bei Büro-Investments. Neue geopolitische Krisen im vierten Quartal erhöhten die Unsicherheit und Risiken für die globale wirtschaftliche Erholung.

Eine auffällige Entwicklung des Jahres 2023 war, dass Logistikobjekte mit einem Investitionsvolumen von 6,1 Milliarden Euro erstmals den größten Anteil am gesamten gewerblichen Investmentumsatz ausmachten. Trotz eines Umsatzrückgangs von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, blieben sie attraktiv für Investoren. Büroobjekte, die knapp sechs Milliarden Euro umsetzten, verzeich-neten einen Rückgang von 73 Prozent gegenüber 2022 – das schwächste Ergebnis seit der Finanzkrise.

Investments in Einzelhandelsimmobilien machten mit einem Transaktionsvolumen von fast 5,7 Milliarden Euro etwa 24 Prozent des Gesamtumsatzes aus, wobei Fach- und Supermärkte fast 3,3 Milliarden Euro zum Umsatz beitrugen. Hotels verzeichneten einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 29 Prozent im Jahresvergleich entspricht, während der Bereich Healthcare mit 1,1 Milliarden Euro etwa 5 Prozent des Gesamt-
umsatzes ausmachte. Das Portfoliosegment zeigte eine Schwäche mit einem Transaktionsvolumen von 5,66 Milliarden Euro im Jahr 2023, was einem Rückgang von 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Einzeldeals trugen mit 17,6 Milliarden Euro rund 76 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Experte rechnet mit Aufwärtstrend

Für das Jahr 2024 sind die Aussichten gemischt. Während die Konjunkturprognosen nur ein moderates Wachstum zwischen 0,5 und 1 Prozent vorhersagen, erwartet Marcus Zorn eine spürbare Erholung der Investmentmärkte im zweiten Halbjahr. „Auch wenn eine abschließende Prognose noch mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist, erscheint ein Umsatzplus von mindestens 20 Prozent durchaus realistisch“, sagt der Finanzexperte. „Dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass einige größere laufende Transaktionen nicht mehr 2023 finalisiert werden konnten.“

Von Guido Finke