Bremen hängt bei Mieten im Logistiksektor hinterher

Wettlauf um Logistikflächen: Besonders in den „Top 8“-Standorten ziehen die Mietpreise weiter an. (Foto: Freepik)

Bremen. Die Mietpreise für Logistikimmobilien in Deutschland haben in den vergangenen zwölf Monaten einen deutlichen Aufschwung erlebt. Wie aus einer aktuellen Analyse des Immobilienberatungsunternehmens Realogis hervorgeht, sind die Spitzenmieten für Neubauten im ersten Halbjahr 2024 teils zweistellig gestiegen. In Städten wie München, Berlin oder im Ruhrgebiet verzeichnen Logistikstandorte enorme Preissteigerungen. In Bremen blieb der Mietpreis stabil.

Die Studie bezieht sich auf 33 führende Logistikmärkte in Deutschland und zeigt, dass die Mieten für Neubauten im Durchschnitt um 6,8 Prozent gestiegen sind. Besonders die sogenannten „Top 8“-Standorte – darunter Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart – zeigen eine durchschnittliche Preissteigerung von neun Prozent. Im Ruhrgebiet waren es sogar außergewöhnliche 19,2 Prozent. Dieser deutliche Sprung lässt sich auf die hohe Nachfrage und das begrenzte Angebot an modernen Logistikflächen schließen.

Ein interessanter Aspekt der Entwicklung ist die Verlangsamung der Mietdynamik im Vergleich zu den Vorjahren. Ende 2022 lag der Anstieg noch bei 14,9 Prozent, doch die Preisspitzen flachen nun leicht ab. Dies deutet darauf hin, dass der Markt sich allmählich an das neue Niveau anpasst und die Nachfrage die Kapazitäten weniger stark übersteigt.

Hansestadt auf Platz 23

Während die großen Metropolen von steigenden Mietpreisen profitieren, stagnieren die Mieten in kleineren Städten oder verschlechtern sich sogar. So fiel Bremen im Vergleich zu anderen Städten um fünf Plätze zurück und belegt nun mit einem Mietpreis von 6,50 Euro pro Quadratmeter Platz 23, gemeinsam mit Wolfsburg und Braunschweig.

München bleibt der teuerste Logistikstandort Deutschlands. Mit einem Mietpreis von
12 Euro pro Quadratmeter hat die bayerische Landeshauptstadt ihre Spitzenposition behauptet. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Preise hier um 14,3 Prozent – von 10,50 Euro auf den aktuellen Höchstwert. Nürnberg rangiert weiterhin auf Platz zwei, mit einem stabilen Mietpreis von 8,90 Euro pro Qua-dratmeter.

Berlin hingegen hat seinen Aufwärtstrend fortgesetzt und sich im Ranking um drei Positionen auf den dritten Rang verbessert. Die Hauptstadt verzeichnete einen Anstieg der Spitzenmieten um 10,3 Prozent auf nun 8,60 Euro pro Quadratmeter. Im vergangenen Jahr lag der Mietpreis noch bei 7,80 Euro. Diese positive Entwicklung wird durch das wachsende Logistikvolumen und den strategischen Ausbau von Umschlagsplätzen im Raum Berlin getragen.

Ein Blick auf die günstigsten Standorte zeigt, dass besonders Osnabrück, Zwickau und Hof als preiswerte Alternativen hervorstechen. In Osnabrück und Zwickau liegen die Spitzenmieten für Bestandsobjekte mit 4,75 Euro pro Quadratmeter unterhalb der 5-Euro-Marke. Beide Städte haben damit den zweitgünstigsten Mietpreis unter allen analysierten Logistikmärkten. Allerdings musste Osnabrück einen Rückgang der Preise um fünf Prozent hinnehmen, was zu einem Verlust von fünf Plätzen im Ranking führte. Hof bildet mit 4,70 Euro pro Quadratmeter das Schlusslicht der untersuchten Städte und bietet somit die günstigsten Mietpreise für Logistikflächen in Deutschland.

Gute Infrastruktur zahlt sich aus

Die Entwicklungen der Mietpreise spiegeln den strukturellen Wandel in der Logistikbranche wider. Durch die steigende Nachfrage nach E-Commerce und Just-in-time-Lieferungen gewinnen strategisch gelegene Gebäude an Bedeutung. Dies führt dazu, dass Städte mit gut ausgebauter Infrastruktur, Nähe zu großen Konsumzentren und Anbindung an das Verkehrsnetz bevorzugt werden. Im Umkehrschluss haben Standorte, die abseits der großen Handelsrouten liegen oder weniger gut angebunden sind, in vielen Fällen mit einem gleichbleibenden oder rückläufigen Mietniveau zu kämpfen.

Für Investoren und Unternehmen, die in der Logistikbranche tätig sind, bedeutet dies, dass der Wettbewerb um attraktive Flächen weiter zunimmt. Während in Großstädten wie München oder Berlin hohe Mieten in Kauf genommen werden müssen, um von der hervorragenden Infrastruktur zu profitieren, bieten kleinere Städte wie Bremen günstigere Alternativen, sofern der Bedarf an einer zentralen Lage nicht vorrangig ist.

Die Daten von Realogis basieren auf realen, tagesaktuellen Mietangeboten der Eigentümer und nicht auf einer Analyse von Online-Inseraten. Ziel der Mietpreiskarte ist es, Handelsunternehmen, Herstellern, Dienstleistern sowie Banken und institutionellen Investoren eine möglichst transparente Marktübersicht zu bieten.

Von Guido Finke